Im Gespräch mit modulyte-Gründer Detlef Lenschen

Über Architektur, Mut zur Veränderung und die Idee, Sanierung neu zu denken
09.10.2025 by Bianca Grams
Detlef Lenschen ist Dipl. Ing. Architekt, Visionär und Gründer der modulyte GmbH. Im persönlichen Interview spricht er über seine Anfänge im Handwerk, seinen Weg in die Architektur und darüber, wie aus jahrzehntelanger Erfahrung im nachhaltigen Bauen die Idee zu einem innovativen, modularen Fassadensystem entstand.
Wie bist du zur Architektur gekommen und was begeistert dich besonders daran?
Detlef:
Ich stamme aus einer Handwerkerfamilie. Meine Eltern wollten, dass ich zunächst ein Handwerk erlerne – also wurde ich, eher unfreiwillig, Elektriker und absolvierte später noch eine Ausbildung zum Energieanlagenelektroniker. Nach einigen Jahren Berufserfahrung und meiner Zeit bei der Bundeswehr habe ich beschlossen, mein Fachabitur nachzuholen.
Obwohl ich es im Bereich Energieanlagenelektronik machte, zog mich die Architektur schon bald magisch an. Ich hatte eine besondere Faszination für Materialien – Mauerwerk, Holz, Fenster, Beton – und liebte es, den Baufortschritt auf der Baustelle mitzuerleben.
Wenn man von einer kleinen Skizze, kaum größer als eine Briefmarke, über Pläne im DIN-A3-Format bis hin zu riesigen Entwürfen gelangt – und dann auf der Baustelle steht und die eigenen Ideen in gebaute Realität verwandelt sieht – ist das ein einzigartiges Gefühl. Wenn Bauherr:innen am Ende sagen, sie hätten nicht nur ein Haus, sondern ein Zuhause bekommen, dann weiß man, dass man im richtigen Beruf ist.
Wann hast du gemerkt, dass du nicht nur Häuser bauen, sondern auch etwas für das Klima tun möchtest?
Detlef:
Nach meinem Studium Anfang der 1990er Jahre kam vieles zusammen: Ich wurde Vater von Zwillingen, arbeitete mit holländischen Architekten zusammen und konnte dort erleben, wie weit sie im Bereich ökologisches Bauen schon waren – 10 bis 20 Jahre voraus. Das hat mich tief beeindruckt.
Ich habe angefangen, mir Wissen autodidaktisch anzueignen, bin auf Messen gegangen, habe mich mit Erfinder:innen und innovativen Unternehmer:innen ausgetauscht. 1998 konnte ich schließlich in Nordrhein-Westfalen die erste Solarsiedlung mit 45 Wohneinheiten planen – ein Projekt, das zeigte, wie man mit der Sonne baut und so den Energieverbrauch im Wohnungsbau um rund 75 % senken kann.
Wie kam es zu der Idee, eine neue Lösung zu erfinden und modulyte zu gründen?
Detlef:
Im Laufe meiner Karriere habe ich rund 15 Holzhäuser gebaut – viele davon gemeinsam mit Zimmereien, die mich in ihre Werkstätten einluden. Dadurch lernte ich nicht nur das Entwerfen, sondern auch die Produktionsprozesse im Holzbau im Detail kennen.
2020 unterstützte ich ein Start-up im Bereich serielles Bauen und leitete dort die Planungs- und Bauabteilung. Dabei fiel mir auf, dass viele Elemente in der seriellen Bauweise ähnlich schwer und massiv konstruiert waren wie beim Neubau. Im Grunde bauten wir eine zweite Hülle um das bestehende Gebäude – ein Ansatz, den ich hinterfragte.
Ich wollte ein System entwickeln, das leichter, effizienter und ressourcenschonender funktioniert – ähnlich wie Lego. Nach vielen Versuchen und hunderten selbstgebauten Prototypen entstand daraus 2023 modulyte. Im selben Jahr meldete ich das Modulsystem zum europäischen Patent an.
Gab es Situationen, in denen du auf Widerstände gestoßen bist? Wie bist du damit umgegangen?
Detlef:
Widerstände gehören dazu, wenn man neue Wege geht. Schon bei der ersten Solarsiedlung gab es Skepsis – viele hielten die Idee für unrealistisch. Doch das Projekt funktionierte, und ich lernte, gelassen zu bleiben.
Auch bei modulyte war es ähnlich. Es gab Stimmen, die zweifelten, ob ein Fassadensystem aus leichten Holzmodulen funktionieren kann. Aber wir haben es bewiesen: Innerhalb einer Woche konnten wir ein komplettes Einfamilienhaus energetisch sanieren – mit minimalem Materialeinsatz und einer schnellen, sauberen Montage.
Was ist der größte Unterschied zwischen modulyte und herkömmlichen Sanierungsmethoden?
Detlef:
Der wichtigste Unterschied ist die Modulgröße und das Gewicht. Wir arbeiten nicht mit großen Holztafelelementen, sondern mit handlichen Modulen, die nur etwa 10 bis 12 kg wiegen. Eine einzelne Person kann sie montieren, ähnlich wie beim Zusammenstecken von Legosteinen.
Außerdem ist unser System zu 100 % zirkulär. Das bedeutet: Wenn ein Gebäude irgendwann zurückgebaut wird, können die Module abgenommen und an anderer Stelle wiederverwendet werden. So entsteht ein echter Materialkreislauf – nachhaltig, effizient und ressourcenschonend.
Was hat dich in letzter Zeit besonders stolz gemacht?
Detlef:
Der wichtigste Unterschied ist die Modulgröße und das Gewicht. Wir arbeiten nicht mit großen Holztafelelementen, sondern mit handlichen Modulen, die nur etwa 10 bis 12 kg wiegen. Eine einzelne Person kann sie montieren, ähnlich wie beim Zusammenstecken von Legosteinen.
Außerdem ist unser System zu 100 % zirkulär. Das bedeutet: Wenn ein Gebäude irgendwann zurückgebaut wird, können die Module abgenommen und an anderer Stelle wiederverwendet werden. So entsteht ein echter Materialkreislauf – nachhaltig, effizient und ressourcenschonend.
Was ist dir bei der Arbeit im Team wichtig und was möchtest du jungen Leuten mit auf den Weg geben?
Detlef:
Ein gutes Team lebt von Vielfalt und gegenseitiger Unterstützung. Jeder bringt eigene Stärken mit – und gemeinsam kann man Schwächen ausgleichen und voneinander lernen. Mir ist wichtig, dass wir eine Kultur schaffen, in der sich alle weiterentwickeln können.
Gerade junge Menschen, die sich für Nachhaltigkeit und Innovation begeistern, brauchen Raum, um ihre Ideen einzubringen. Ich möchte sie ermutigen, ihren eigenen Weg zu gehen, mutig zu sein und Neues auszuprobieren.
Ein weiser Mann sagte einmal: „Gehe nicht auf ausgetretenen Pfaden, sondern präge die Welt durch deinen eigenen Weg.“ Das ist ein Leitsatz, der mich bis heute begleitet.



